Bis kurz vor Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 fand jedes Jahr am Zicksee eine orthodoxe Wasserweihe durch S. Em. Metropolit Arsenios von Austria statt. Am 18. Februar dieses Jahres soll dieses Ritual in St. Andrä nach der Coronapause wieder in gewohnter Weise aufleben. Der einzige Unterschied zu den Wasserweihen, die dort von 2016 bis 2020 regelmäßig stattgefunden haben, ist der Umstand, dass der Zicksee in der Zwischenzeit komplett ausgetrocknet ist.


Erstmals Wasserweihe an einem ausgetrockneten See

Aufgrund der extremen Hitze und des fehlenden Niederschlags trocknete der Zicksee im August 2022 komplett aus. Viele tausend Fische konnten nicht mehr gerettet werden und verendeten qualvoll. Zahlreiche Medien berichteten in diesen Sommertagen über diese Umweltkatastrophe und machten den weltweiten Klimawandel dafür verantwortlich. Ein Thema, mit dem sich der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I. schon seit vielen Jahren beschäftigt. Erst im September 2022 bezeichnete Seine Allheiligkeit in einem mitreißenden Appell an die Delegierten der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe den Klimawandel als „größte Bedrohung für unseren Planeten“ und rief gleichzeitig zur Abkehr „von unkritischen Gewohnheiten und Handlungen, die für andere Menschen oder die natürlichen Ressourcen eine zerstörerische Wirkung haben“ auf.      


Gedenken an die „Erscheinung des Herrn“

Die Wasserweihe ist in der orthodoxen Tradition verbunden mit dem Fest der Taufe Jesu Christi im Jordan. Der entsprechende Feiertag ist der 6. Jänner, der sowohl in der orthodoxen als auch in der katholischen Kirche als Tag der „Erscheinung des Herrn“ („Epiphanie“ oder „Theophanie“) gefeiert wird. An diesem Tag werden entsprechend der urchristlichen Tradition Ereignisse gefeiert, durch welche die Göttlichkeit Jesu Christi für seine Mitmenschen erkennbar geworden ist. Dies war nach dem Evangelisten Matthäus bereits bei Christi Geburt der Fall, als „Sterndeuter“ (in anderen Übersetzungen auch „Weise“ oder „Magier“ genannt) mit besonderen Geschenken dem neugeborenen König huldigten. Darum hat sich in der westlichen Tradition der 6. Jänner auch als Festtag der „Heiligen drei Könige“ etabliert. In der orthodoxen Kirche hingegen wird die Ankunft der drei Weisen mit dem Weihnachtsfest gemeinsam gefeiert, am 6. Jänner steht die Taufe Christi im Vordergrund, bei welcher sich die Himmel geöffnet haben, der Heilige Geist auf Christi herabkam und Gott Christus als seinen „Geliebten Sohn“ bezeichnet hat (vgl. Mk 1,9-11).


Gebet für ein Ende der Trockenheit

Die orthodoxe Wasserweihe gilt nicht dem Wasser allein, durch die Weihe des Wassers wird vielmehr die gesamte Schöpfung geweiht. Das Wasser als Basis jeden Lebens segnet somit alle Pflanzen, Tiere und Menschen.  Mit der diesjährigen Weihe an einem ausgetrockneten See soll auch ein Zeichen der „Reue“ für die negativen Auswirkungen der menschlichen „Gewohnheiten und Handlungen“ gesetzt werden und so dem eingangs erwähnten Appell des ökumenischen Patriarchen vom September 2022 Rechnung getragen werden. Gleichzeitig wird um Gottes Beistand in diesen schweren Zeiten gebetet, weshalb die liturgische Feier am 18. Februar 2023 in St. Andrä um ein Gebet für ein Ende der Trockenheit in der Region ergänzt wird.


Herzliche Einladung zur Teilnahme

Die Feierlichkeiten beginnen am 18. Februar 2023 um 8:30 Uhr mit der Feier der Göttlichen Liturgie in der Kapelle des Klosters. Die eigentliche Wasserweihe wird dann um 10:30 Uhr am Zickseestrand (nahe dem Gasthaus Seeblick, Am Zicksee 1, 7161 St Andrä am Zicksee) gefeiert. Eine Schale gefüllt mit Wasser wird dabei auf einem Eichenfass am Zickseestrand stehen, dieses Wasser wird dann geweiht und damit der See, das Land und alle Anwesenden ebenfalls gesegnet werden. Das Eichenfass wurde vom St. Andräer Fassbinder Karl Roll in Handarbeit hergestellt, dem letzten aktiven Handwerker seiner Zunft im gesamten Burgenland.

Sie sind alle herzlich eingeladen, gemeinsam mit Metropolit Arsenios, dem Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics, sowie Klerikern und Gläubigen beider Kirchen in christlicher Brüderlichkeit an diesen Gottesdiensten teilzunehmen und für Gottes Segen und Beistand für Sankt Andrä am Zicksee, das Burgenland und ganz Österreich in diesen Zeiten der Herausforderungen zu beten. Im Anschluss an die Wasserweihe lädt der Verein der Freunde des Klosters alle Anwesenden zu einer gemeinsamen Agape ein, wo das freudige Ereignis der Wasserweihe gemeinsam gefeiert werden kann und die Möglichkeit zum freundschaftlichen Beisammensein und Austausch besteht.

Weblinks:
Kurier

ORF