Die „Freunde des Klosters Maria Schutz“ luden am 2. März 2024 zu einem Vortrag von Prof. Peter Mallat nach St. Andrä am Zicksee ein. Peter Mallat bereist den heiligen Berg Athos seit mehr als 50 Jahren regelmäßig und kennt die dortigen Klöster und Mönchsskiten wie kaum ein Anderer. Mit zahlreichen Mönchen verbindet ihn eine herzliche Freundschaft. Viele von seinen Mönchsfreunden sind mittlerweile bereits verstorben. Was geblieben ist, sind viele Erinnerungen, von denen Prof. Mallat im Rahmen seines Vortrages leidenschaftlich erzählte.

Die orthodoxe Mönchsrepublik umfasst geografisch den östlichen der drei „Finger“ der griechischen Halbinsel Chalkidikí und ist nach dem dort befindlichen 2033 Meter hohen Berg „Athos“ benannt. Auf dem 336 km² großen Territorium leben rund 2000 Mönche, Verwaltungsbeamte, Polizisten, Geschäftsbesitzern und einer saisonal wechselnden Zahl von zivilen Arbeitern. Durch eine weitreichende Autonomie verwalten die orthodoxen Klostergemeinschaften die unter der Souveränität Griechenlands stehende Mönchsrepublik selbst.

Die Anreise auf den heiligen Berg Athos erfolgt für Pilger grundsätzlich nur über den Seeweg. Dazu benötigt man eine zuvor eingeholte Genehmigung, die für einen Besuch von maximal 4 Tagen berechtigt. Dazu braucht es vorab eine Reservierungsbestätigung für die Nächtigungen in Klöstern oder Skiten. Neben den 20 Großklöstern am Berg Athos gibt es noch zahlreiche kleinere Mönchssiedlungen (sogenannte „Skiten“) und viele einzelne „Eremitagen“, also „Einsiedeleien“, wo einzelne Mönche abgeschieden leben. Dabei gibt es auch Eremiten deren Unterkunft komplett unzugänglich auf einem Felsenvorsprung liegt und die Lebensmittel und Waren für den täglichen Bedarf über einen Eimer auf einem Seilzug jeden Tag von anderen Athos-Mitbewohnern erhalten. Wird der Seilzug über einen längeren Zeitraum nicht mehr bewegt, wird davon ausgegangen, dass der Einsiedler verstorben sei. Derart abgeschieden lebende Mönche verweigern meist auch jegliche medizinische Versorgung und ordnen ihr Dasein gänzlich dem göttlichen Willen unter.

Der Verwaltungs- und Regierungssitz der autonomen Halbinsel befindet sich im Hauptort namens „Karyes„. Zwei Mönche von jedem Großkloster bilden das „Parlament“ von Karyes, wobei die Abgordneten von 19 Klöstern auch ständig in Gesandtschaften („Konak“) vor Ort leben. Aufgrund der örtlichen Nähe des Klosters Koutloumousiou leben dessen Vertreter weiterhin im Kloster selbst. Obwohl die Klöster mittlerweile mit Schotterstraßen miteinander verbunden sind, sind immer noch Lastenesel oder Maultiere das Hauptverkehrsmittel auf dem Athos. Das Kloster Megisti Lavra wurde im Jahre 963 gegründet und gilt als das älteste unter den 20 Großklöstern am Athos, die alle den Status eines UNESCO-Welterbes innehaben. Für Frauen ist der Zutritt auf den Berg Athos seit 1045 verboten.

Neben den Lastentieren begegnet man am Berg Athos immer wieder vielen Katzen, wobei auch weibliche Tiere zu finden sind. Die wohl einzige Ausnahme vom Zugangsverbot für Frauen vom Jahr 1045. Der einzige aus Österreich stammende Mönch, den Peter Mallat auf der Mönchsrepublik je kennengelernt hatte, nannte sich „Alexander“ und war Sproß einer ursprünglich tschechoslowakischen Familie. Er hielt sich eine Eidechse als Haustier, die seinen „Befehlen“ sogar Folge leistete. Mönch Alexander wurde später bei einem Raubüberfall durch ausländische Saisonarbeiter schwer verletzt und musste seine Skite aus gesundheitlichen Gründen daraufhin verlassen, um in einem Kloster verpflegt zu werden. Die Räuber konnten bald gefasst werden, doch Mönch Alexander konnte sich von den erlittenen Verletzungen nie wieder gänzlich erholen und ist mittlerweile bereits verstorben.  

Während die Versorgung der Klöster mit elektrischer Energie in den 1960er Jahren noch kaum vorhanden war, verfügen heute alle Klöster über eine Stromversorgung. Dennoch finden sich noch einzelne Eremitagen, wo gänzlich auf elektrische Energie verzichtet wird. Peter Mallat erinnert sich an einen alten Mönch, namens Efthimios, der mit seinen zittrigen Armen auf eine veraltete Petroleumlampe angewiesen war, um auch noch nach Sonnenuntergang ein wenig Licht in seine Skite zu bekommen. Mallat hat ihm bei einen seiner Besuche eine neue und besonders gesicherte Petroleumlampe zum Geschenk gemacht, vor allem, weil er die Gefahr eines Brandes in der überwiegend aus Holz errichteten Skite fürchtete. Der alte Mönch schenkte jedoch die neue Lampe einem anderen Mönch weiter, weil dieser noch gar keine Lichtquelle hatte, und vertraute weiterhin auf seine gebrechliche alte Lampe. Auf einem der letzten Bilder von Peter Mallat´s visuelle Reise auf den heiligen Berg ist eine Photovoltaikanlage zu sehen, was beweist, dass mittlerweile auch moderne Technik am Athos Einzug gefunden hat. Doch die traditionelle Lebensweise bleibt dort weiterhin vorherrschend und ist womöglich in dieser Form einzigartig am gesamten Erdkreis.

Prof. Peter Mallat bei seinem Vortrag in St. Andrä am Zicksee (02.03.2024)
Kloster Simonos Petras am Berg Athos
Blick auf eine Straße im Hauptort Karyes
In diesem Gebäude befindet sich der Regierungssitz der Mönchsrepublik
In diesem Raum tagt das „Parlament“ des heiligen Berg Athos
Ein Mönch namens „Alexander“ war der einzige österreichische Bewohner der Mönchsrepublik, den Peter Mallat bei seinen zahlreichen Besuchen kennengelernt hatte. Er verfügte sogar über ein Mobiltelefon.
Pater Alexander hatte ein besonderes Haustier, nämlich eine Eidechse, die seinen „Befehlen“ sogar Folge leistete.
Nach einem schweren Raubüberfall war Pater Alexander leider gesundheitlich schwer angeschlagen und verstarb wenige Jahre später.
Katzen begegnete man am Berg Athos überall in großer Zahl.
Der Alltag der Mönche am Berg Athos besteht vorwiegend aus Beten und Arbeiten. Hier ein „Ikonenschreiber“ (die Anfertigung einer Ikone bezeichnet man als „schreiben“, nicht „malen“).
Ein weiterer Mönch vertieft sich in der „heiligen Literatur“.
Besonders interessant sind die entlegenen „Einsiedeleien“ (=“Eremitagen“) am Berg Athos, wo Mönche ganz ohne soziale Kontakte leben. Lebensmittel erhielten diese Eremiten über einen einen Seilzug mit Kübel.
Mittlerweile findet man vereinzelt auch schon Photovoltaikanlagen am Athos. Vor 50 Jahren war Strom in den Klöstern noch kaum gebräuchlich.
Am Gipfel des 2033 Meter hohen Berg Athos befindet sich ein Metallkreuz. Die Halbinsel ist nach diesem Berg benannt.

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BVZ