Einleitung 

Wir sprechen heute vom Bruder des Simon Petrus, dem hl. Andreas, der ebenfalls einer der Zwölf ist. Die erste Eigenart, die bei Andreas auffällt, ist der Name: Es ist kein hebräischer Name, wie man es sich eigentlich erwarten würde, sondern ein griechischer Name. Das ist ein nicht unbedeutendes Zeichen einer gewissen kulturellen Aufgeschlossenheit seiner Familie. Wir befinden uns in Galiläa, wo die griechische Sprache und Kultur ziemlich stark vertreten war. In den Aufzählungen der Apostel steht Andreas an zweiter Stelle. Bei Matthäus und Lukas bzw. an vierter Stelle bei Markus und in der Apostelgeschichte. Auf jeden Fall besaß er innerhalb der ersten christlichen Gemeinden sicherlich großes Ansehen.

Erstens
Die Blutsbande zwischen Petrus und Andreas sowie ihre gemeinsame Berufung durch Jesus gehen aus den Evangelien deutlich hervor. Dort ist zu lesen: Als Jesus am See von Galiläa entlang ging, sah er zwei Brüder: Simon, genannt „Petrus“ und seinen Bruder Andreas. Sie waren gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: „Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“

Zweitens 
Dem 4. Evangelium entnehmen wir ein weiteres wichtiges Detail: Zuerst war Andreas ein Jünger Johannes des Täufers gewesen. Das zeigt uns, dass er ein Suchender war, ein Mann, der die Hoffnung Israels teilte und der das Wort des Herrn, die Wirklichkeit des gegenwärtigen Herrn näher kennenlernen wollte. Er war wirklich ein Mann des Glaubens und der Hoffnung und eines Tages hörte er, dass Johannes der Täufer Jesus als das Lamm Gottes bezeichnete. Da beeilte er sich und folgte zusammen mit einem anderen Jünger, dessen Name nicht erwähnt wird, Jesus, demjenigen, den Johannes „Lamm Gottes“ nannte. Der Evangelist berichtet: „Sie sahen, wo er wohnte und blieben jenen Tag bei ihm. Andreas erlebte also kostbare Augenblicke enger Vertrautheit mit Jesus.

Drittens 
Die Erzählung geht weiter mit einer bedeutsamen Anmerkung: Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden!“. „Messias“ heißt übersetzt: „der Gesalbte“. Er führte ihn zu Jesus und bewies damit sofort einen außergewöhnlichen apostolischen Geist. Andreas war also der erste der Aposteln, der berufen wurde, Jesus nachzufolgen. Aus diesem Grund ehrt ihn die Liturgie der byzantinischen Kirche mit dem Beinamen „Protoklitos“, was eben „der Erstberufene“ bedeutet.

Abschluss 
Und sicher ist, dass sich auch wegen der brüderlichen Beziehung zwischen Petrus und Andreas die Kirche von Rom und die Kirche von Konstantinopel in besonderer Weise untereinander als Schwesterkirchen fühlen. Um diese Beziehung hervorzuheben, hat Papst Paul VI. im Jahre 1964 die berühmte Reliquie des hl. Andreas, die bis dahin in der vatikanischen Basilika aufbewahrt worden war, dem orthodoxen Metropoliten der Stadt Patras in Griechenland zurückgegeben, wo der Überlieferung nach der Apostel gekreuzigt wurde.

Nachtrag 
EKan. GR Pfr. Kroiss erwähnte anschließend noch, dass er selbst mit einer kleinen Pilgergruppe aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis in St. Andrä am Zicksee und Illmitz bei der feierlichen Übergabe der Reliquie 1964 in Patras war. Schon seit seiner frühen Jugend habe er sich mit der orthodoxen Kirche und der byzantinischen Liturgie  beschäftigt und dabei seine Liebe zur Ostkirche entdeckt. Beim Besuch des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel in St. Andrä am Zicksee habe er diesen von den 1964 in Patras erlebten Eindrücken erzählt, woraufhin ihm dieser berichtete, damals ebenfalls an der Feier in Patras teilgenommen zu haben. Dies sei laut EKan. GR Pfr. Kroiss kein Zufall gewesen, ebenso wie es kein Zufall sei, dass das erste orthodoxe Kloster Österreichs ausgerechnet in St. Andrä am Zicksee gebaut werden soll, seiner Heimatgemeinde, die dem Heiligen Andreas geweiht ist. Er bekannte, dass er jeden Tag einen Rosenkranz bete, damit dieses Kloster hier in St. Andrä entstehen könne und hoffe, dass Gott dies ermögliche. 

© Mit freundlicher Genehmigung von EKan. GR Pfr. Josef Kroiss